Dies ist keine fiktive Geschichte und sie ist nicht geeignet für Menschen die nachts zum Beispiel niemals einen Fuß aus ihrem Bett hängen lassen würden, aus Angst vor dem Monster unter ihrem Bett, dass nur auf eine solche Gelegenheit warten würde, um sich den Fuß mit seinen messerscharfen, langen Klauen zu greifen und die dazugehörige Person unter das Bett zu ziehen und zu fressen!
Wer den Film „Signs“ kennt, weiß das Maisfelder schon von je her den Aliens als Unterschlupf und Tarnung dienen. Manche Aliens benutzen sie auch zur Kommunikation, bez.weise Navigation, was die sogenannten Kornkreise erklärt. Aber von so primitiven Aliens, die weder Walkie-Talkies noch Navis haben, und die sich noch mittels Kornkreisen verständigen müssen, wird dieses Abenteuer nicht handeln. Unsere Aliens hier sind gerissen, geschickt und sehr fortschrittlich — und wie alle guten Aliens sehr wasserscheu!
Außerdem sind sie Voyeure und beobachten — aus den Maisfeldern heraus — ahnungslose Spaziergänger und Anwohner. Mancher Hund hat schon ihre Fährte aufgenommen, derweil Herrchen oder Frauchen dachten, es handele sich um die Spur eines Kaninchens, dass ihr Vierbeine da verfolge. Zwischen den einzelnen Maisstielen sind die Aliens nämlich für Menschen kaum auszumachen. Man fühlt sie mehr, als dass man sie sieht. Jeder von uns kennt das Gefühl, sich beobachtet zu fühlen. In einer Stadt mit vielen Menschen — wo man tatsächlich beobachtet werden könnte — ist dieses Gefühl auch durchaus nachvollziehbar. Aber als Spaziergänger auf einem einsamen Feldweg — nur umgeben von 2 Meter hohen Maispflanzen? Wer sollte einen da schon beobachten? (Außer natürlich das Monster das nachts unter dem Bett lauert und dass sich tagsüber ebenfalls gerne mal an der frischen Luft die Beine vertritt und sich dennoch verstecken muss.) Nun, wie auch immer: auch bei dem Gefühl beim Spaziergang zwischen Maisfeldern beobachtet zu werden, handelt es sich sicherlich nicht um einen Anflug von Paranoia!
(Und ich möchte Ihnen jetzt auch wirklich nicht die Lust auf frische Luft vermiesen — aber auch im Wald gibt es viele Kreaturen die uns beobachten und manche von ihnen sind sogar so mutig, dass sie sich noch einiges mehr trauen…)
Zurück zum Mais und den Außerirdischen: Wir haben zum Beispiel ein Maisfeld direkt vor unserem Küchenfenster und sitzen gerne abends zum Essen dort und beobachten den Mais. Wir schauen auf den Mais und der Mais starrt zurück. Auch wenn ich in meinem Büro sitze und schreibe, können mir die Aliens dabei, aus dem Mais heraus, durch das Fenster über die Schulter blicken. Nun muss ich dazu sagen, dass meine Neugier in Bezug auf Aliens meine Furcht bei weitem übersteigt — ähnlich verhält es sich mit Øsel. Und Theo, mein Lebensgefährte und Øsels Herrchen würde niemals zugeben, dass er Angst hat — und hängt den Macho raus.
Es gibt rötliche Aliens, braune, weiße und schwarze und natürlich auch die berühmten „gray Aliens“. Schwarze Aliens oder auch „black Aliens“ sind allerdings wirklich selten und sie gehören einer vom aussterben bedrohten Spezies an. Nur grüne Aliens oder Marsmännchen gibt es nicht. Allerdings leuchten die Augen aller Aliens in der Dunkelheit wie neongrünes Jumping Putty — und so ähnlich sieht es auch aus, wenn man die Augen eines Aliens in der Dunkelheit erblickt, denn alle Aliens können aus dem Stand heraus mindestens fünf mal so hoch springen, wie sie selbst groß sind! Wer den Film „Signs“ kennt, weiß das natürlich.
Und es stimmt auch, dass Aliens keine Türen öffnen können, weil sie nicht wissen, wie man Türklingen oder Türknäufe bedient. Solange man also nachts die Türen geschlossen hält, ist nichts los. Jedoch wissen die Aliens, wie man Schiebetüren öffnet. Ich spreche hier aus Erfahrung, denn ich habe vor einiger Zeit mal einen dieser seltenen „black Aliens“ auf unserem Wohnzimmersofa angetroffen. Es war früh am Morgen und er lag, der Länge nach ausgestreckt, auf dem Sofa und schlief tief und fest! Zwar hatte ich vor dem Zubettgehen die Gartentür geöffnet, aber die Fliegengittertür, eine Schiebetür, war geschlossen gewesen. Diese stand nun allerdings einen Spalt breit offen, genauso weit, dass dieser hagere Kerl hindurchgepasst hatte. Aliens haben jedoch viel ausgeprägtere Instinkte als Humanoide und der Alien spürte meine Anwesenheit. Er öffnete seine giftgrünen Augen und starrte mich an. Doch noch bevor ich ihm sagen konnte, dass ihm hier keine Gefahr drohte und er willkommen war, hatte er schon einen Satz über die Sofalehne gemacht und war durch die Fliegengittertür wieder nach draußen geflüchtet. Leider nahm er beim Verlassen unseres Gartens dann den Weg durch das große Loch in unsere Hecke. Dieses Loch ist jedoch kein gewöhnliches Loch — aber DAS ist nun wirklich eine andere Geschichte.
Vielleicht hatte der Alien auf dem Sofa auch instinktiv gespürt, dass ich da nur die halbe Wahrheit sagte, denn ob Øsel ihn wirklich willkommen geheißen hätte und ob dem Alien bei uns somit auch tatsächlich keine Gefahr gedroht hätte, wusste ich damals nicht so wirklich. Øsels Interesse an den Aliens ist schon fast als Manie zu bezeichnen und seine Neugier oder Kuriosität kennt keine Grenzen. Er kann stundenlang in seinem Körbchen liegen und den Mais beobachten, in der Hoffnung, einen Blick auf einen Alien zu erhaschen. Wenn er dann einen Alien erblickt, knurrt er ganz tief, solange, bis dass der Alien nicht mehr zu erkennen ist. Manchmal sitze ich abends noch spät in meinem Büro und tippe, während Øsel den Mais im Auge behält. Uhrplötzlich fängt er dann an zu knurren, manchmal zehn Minuten oder länger, bis dass der Alien wieder weg ist.
Dennoch wundert es mich, dass wir ausgerechnet hier am Niederrhein so viele Aliens haben, denn wie ebenfalls schon in dem Film „Signs“ erläutert, sind Aliens tatsächlich außerordentlich wasserscheu, auch wenn die Berührung mit Wasser für sie, wie im Film, nicht ätzend wirkt. Dennoch mögen sie kein Wasser und wenn es regnet sind somit auch keine Aliens in den Maisfeldern unterwegs. Und da es hier am Niederrhein sehr oft regnet… . Naja, so hat jeder sein Päckchen zu tragen.
Früher, als Øsel noch jünger war, hat er die Aliens auch oft stundenlang durch den Mais verfolgt. Jedoch ohne, dass es dabei jemals zu einer Begegnung der dritten Art, also dem direkten Kontakt, gekommen wäre. Die Aliens sind einfach viel zu schnell. Heute ist Øsel zu alt, um hinter den Aliens herzujagen und ich habe mich oft gefragt, was passiert wäre, wenn Øsel früher jemals erfolgreich gewesen wäre und einen dieser Aliens bspw. in die Enge getrieben hätte. Hätte er ihn gebissen oder hätte er sich schwanzwedelnd vor ihn gesetzt, so wie er das immer bei den übermüdeten Brieftauben macht, die sich bei uns gerne ausruhen und sattfressen, bevor sie sich nach hause trauen.
Doch dann, vor einigen Tagen geschah das unglaubliche. Øsel und ich machten unseren Abendspaziergang. Mittlerweile steht der Mais schon wieder ziemlich hoch, auch wenn er noch nicht ganz ausgewachsen ist. Dabei schluckt der Mais jegliche Geräusche von außerhalb, während er selbst unzählige Geräusche produziert. Und wenn man ganz genau hinhört, dann hört man auch die Klick-Geräusche der Aliens — ihre Art der Verständigung. Jedenfalls muss ich jetzt ganz besonders aufpassen, dass nicht plötzlich ein Auto um die Kurve kommt, denn man kann diese nun durch den Mais weder sehen noch hören. Doch als der Feldweg eine Biegung machte saß dort — mitten auf dem Weg — ein Alien. Noch dazu einer dieser seltenen black Aliens. Er hatte uns allerdings den Rücken zugewandt und da der Mais auch die Geräusche verschluckt hatte, die ich und Øsel womöglich verursacht hatten, hatte der Alien uns auch nicht kommen gehört.
Øsel erblickte den Alien einen Augenblick später wie ich — und rannte sofort los! Direkt auf den Alien zu. Bis der Alien jedoch endlich bemerkt hatte was los war, hatte Øsel ihn tatsächlich erreicht. Allerdings hatte Øsel so viel Gas gegeben, dass er voll auf den Rücken des Alien prallte und ihn quasi über den Haufen rannte. Der Alien war einen Moment wie vom Donner gerührt. Dann sprang er mit einem einzigen Satz auf die Füße und mit einem weiteren, gewaltigen Sprung war er schon wieder im Maisfeld — und weg.
Øsel stand auf dem Weg, mindestens genauso perplex wie zuvor der Alien, und vergaß sogar ihm hinterherzurennen! Ich hatte Øsels erste Begegnung der dritten Art mit angehaltenem Atem beobachtet und für einen Sekundenbruchteil befürchtet, der Alien könnte mit seinen langen Nägeln nach Øsel schlagen und ihn dabei verletzen. Zum Glück war alles gut ausgegangen.
Seither jedoch macht Øsel beim spazieren gehen an dieser Stelle immer halt. Er schnuppert die Stelle, wo der Alien auf dem Boden gesessen hatte, jedes mal ganz genau ab und brabbelt sich dabei etwas in seinen Bart, dass nur er versteht.
Und dann, letzte Woche geschah das Unfassbare! Øsel und ich kamen abends beim Spaziergang um die besagte Biegung — und da saß er wieder, genau an derselben Stelle und wieder mit dem Rücken zu uns — mitten auf dem Weg! Wahrscheinlich betrachtete der Alien den Sonnenuntergang und genoss, wie die letzten Sonnenstrahlen seinen schwarzen Körper wärmten. Auch diesmal preschte Øsel sofort wieder los. Doch diesmal entrutschte mir ein leises »Øsel – nein« und der Alien war gewarnt! Er drehte sich um — genau in dem Moment, als Øsel wieder auf ihn draufprallte. Aber dieses Mal sprang der Alien nicht auf und rannte weg, sondern er hob einen seiner Arme. Zuerst befürchtete ich, er würde mit seinen langen und messerscharfen Nägeln nach Øsel schlag, doch nichts dergleichen geschah.
Øsel prallte auf den Alien. Total überrascht, dass dieser nicht wieder sofort die Flucht ergriff, sondern seelenruhig sitzen blieb, zog Øsel sich gleich einige Meter zurück. Hin und hergerissen zwischen Furcht und Neugier stand Øsel unschlüssig auf dem Feldweg und brabbelte vor sich hin. Der Alien, immer noch sitzend und mit gehobenem Arm, verharrte still. Schließlich obsiegte die Neugier und Øsel wagte sich wieder an den Alien heran. Er beschnupperte ihn eingehend und der Alien hob dabei auch seinen anderen Arm, sodass Øsel ihn besser beschnuppern konnte. Dann stupste Øsel den Alien mit der Nase am Bauch an. Gleich darauf bekam er jedoch wieder Angst vor seiner eigenen Courage und obwohl der Alien sich ganz ruhig verhielt, lief Øsel nun zu mir hinüber. Er setzte sich an meine Füße und fing aufgeregt und irgendwie auch fassungslos an zu brabbeln. Nie im Leben hätte Øsel sich wohl eine solche Begegnung erträumt und ich wohl auch nicht.
Ganz langsam bückte ich mich zu Øsel herunter und streichelte ihn. Dabei sagte ich zu ihm, dass alles OK sei und es nicht danach aussähe, als würde ihm der Alien etwas tun wollen. Er schien genauso neugierig wie wir und auch überhaupt nicht ängstlich. Der Alien hatte seine Arme mittlerweile wieder sinken lassen. Dann reckte er seinen Kopf, der auf einem langen, biegsamen Hals saß, so weit nach unten vor, dass er die Stelle an seinem Bauch, wo Øsel ihn zuvor an gestupst hatte, mit dem Mund erreichen konnte. Er leckte kurz über die Stelle, so als ob der dadurch Øsels Profil aufnehmen würde, schaute noch einen Augenblick zu uns herüber und sprang dann erneut so schnell auf seine Beine und verschwand im Mais, dass seine Bewegungen mit dem bloßen Auge kaum zu verfolgen waren.
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